Neuer Katalog ‚Es war das Blau‘ im Kerberverlag

Allgemein 8. Februar 2016

Brandis_Cover

Der Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung ‚Es war das Blau‘ im Kunstverein Ulm 22.11.2015 – 17.01.2016

Mit Texten von Dr. Dirk Dobke und Prof. Ursula Panhans-Bühler.

Erschienen im Kerberverlag, 136 Seiten, 98 farbige Abbildungen, 30 x 25 cm, Hardcover

ISBN 978-3-7356-0179-7

Deutsch / Englisch

„Birgit Brandis’ künstlerische Arbeit kündet von einer selbstverständlichen Multimedialität. Groß ist ihre Bandbreite an Techniken und Gattungen, rätselhaft anspielungsreich ihr Bildrepertoire und farbgewaltig überbordend sind ihre Bildwelten“ (D. Dobke).

Neben ihren großformatigen Malereien und Hochdrucken, Holzreliefs und Fotografien nimmt sie auch räumliche Interventionen vor. Für ihre Bodenschüttungen lässt sie gezielt Farblachen auf dem Ausstellungsboden ineinander fließen. Dieses von der Künstlerin gestaltete Buch ist Katalog und Künstlerbuch zugleich und gewährt einem repräsentativen Überblick über ihre Arbeiten.

The works of Birgit Brandis appear in a variety of media which she employs very naturally. There is an enormous range of techniques and genres, her repertoire of motifs is full of mysterious references, the images enormously colourful and expansive.” (D. Dobke)

Besides the paintings in large format, the image-intense high reliefs and the photographies she creates spatial interventions. For her Bodenschüttungen, she pours various colours on the museum floor, where they mingle and harden into pools of colour.

This book was created by the artist and is catalogue and artists book in one. It shows a representative overview of her work.

Augsburger Allgemeine

Allgemein 8. Februar 2016

21. November 2015 00:38 Uhr

Kunstverein Ulm

Farben außer Rand und Band

Birgit Brandis zeigt abstrakte Malerei zwischen Experiment und Fleißarbeit. Und das nicht nur an den Wänden

Die Malerei hat die Wände verlassen: die Hamburger Künstlerin Birgit Brandis neben einer ihrer Farbschüttungen beim Kunstverein Ulm.

Foto: Alexander Kaya

Keine Angst, das geht wieder weg: Im Schuhhaussaal hat sich die Malerei selbstständig gemacht. Kleine, amorphe Inseln aus Farben zieren das Parkett. „Bodenschüttungen“ nennt die Künstlerin Birgit Brandis diese Werkgruppe, für die sie Farbe aus Eimern auf den (abgedeckten) Boden gießt. Diese fließt ineinander, in einem scheinbar zufälligen Prozess, der mehr Experiment als geordneter Malakt ist. Die Künstlerin überlässt die Kontrolle ihrem Material. Jedenfalls zum Teil.

Birgit Brandis, 1976 in Heidelberg geboren, an der Kunstakademie Karlsruhe ausgebildet und inzwischen in Hamburg zu Hause, ist eine Künstlerin, die den Malereibegriff weit fasst und widersprüchliche Ansätze aufeinanderprallen lässt, bisweilen sogar innerhalb eines Bildes. Für „Nachlese“ etwa verspritzte sich zunächst nach Jackson-Pollock-Art Farbe über eine Holzfaserplatte – um danach die Räume zwischen den Farbwirbeln mit dem Schnitzmesser herauszukratzen: wildes, gestisches Action Painting und mühevolle Fleißarbeit zugleich. Andere Bilder entstehen dadurch, dass Brandis auf einem Untergrund auf dick aufgetragener schwarzer Acrylfarbe Linien aus weißer Farbe setzt – und danach das Bild kurz kippt. Dadurch entstehen Muster, die an Höhlendecken erinnern.

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Birgit Brandis’ Werk ist kein Votum gegen die klassische Malerei, sondern ein Produkt der Experimentierfreude und der Lust am Spiel mit dem Grundstoff Farbe. Der ist auch der Hauptdarsteller bei dem Diptychon, das der Ausstellung den Namen gab: „Es war das Blau.“. Zwei Bilder, die wieder durch ein Experiment entstanden. So verdünnte Brandis dafür Acrylfarbe so stark, dass sie an manchen Stellen erodierte, wodurch Gebilde entstanden, die an Wolken oder Satellitenaufnahmen von der Erdoberfläche erinnern. Doch Zufallsprodukte sind Brandis’ Bilder nicht. Denn sie setzt dem Chaos immer Ordnung entgegen. Etwa durch aufgedruckte Elemente oder Strukturen, die sie in die von ihr als Untergrund bevorzugten Holzfaserplatten kerbt.

„Es war das Blau“ ist die letzte Ausstellung im „Jahr der Malerei“, das der Kunstverein ausgelobt hatte – und ein idealer Abschluss. Denn Brandis zeigt die Grenzen dieser Kunstgattung auf und überwindet sie gleichzeitig. Da passt es gut, dass die Malerin für die Ulmer Ausstellung zur Bildhauerin wurde: Aus Pappe, die sie mit Sprühfarbe an den Rändern einfärbte, baute sie eine 13. Säule für den Schuhhaussaal. „Malefiz“ hat die Künstlerin das Werk genannt – wie die böse 13. Fee aus Disneys „Dornröschen“.

„Es war das Blau“ wird heute, Samstag, um 19 Uhr beim Kunstverein Ulm, Kramgasse 4, eröffnet. Morgen, Sonntag, um 11 Uhr führt Birgit Brandis selbst durch die Ausstellung. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 14-18, Samstag/Sonntag 11-17 Uhr. Zur Ausstellung erscheint demnächst ein Katalog im Kerber-Verlag (136 Seiten, 36 Euro).

Zeitungsartikel Südwestpresse

Allgemein 8. Februar 2016

Der Zufall malt mit

„Es war das Blau“, heißt die neue Ausstellung im Ulmer Kunstverein. Die Hamburger Malerin Birgit Brandis zeigt vielfarbig abstrakte Bilder, die aus dem Spiel von Kontrolle und Zufall entstehen.

LENA GRUNDHUBER |

„Ein bisschen wie Goldwaschen“ sei so ein Arbeitsprozess, sagt Birgit Brandis und funkelt aus ihren neugierigen Augen. Nur ganz minimal dürfe man so ein Bild bewegen, dann geschehe es, dass die Pigmente der Farbe sich selbst auswaschen. Übrig bleibt eine Struktur, die nicht nur an Erosionen erinnert: „Das ist im Kleinen das, was in der Natur passiert“, sagt Brandis – ob man nun ein „Seestück“ in ihrem leuchtend blauen Diptychon sehen will, wie Ausstellungsleiterin Monika Machnicki, überlässt sie dem Betrachter.

Brandis bleibt lieber im himmelhaft Ungefähren und nennt so ein Bild und die Ausstellung drumherum einfach: „Es war das Blau“. Ein märchenhaft offener Satz, der tatsächlich nur so tut, als folgte jetzt eine Erzählung – in Wirklichkeit geht es derzeit im Ulmer Kunstverein um Malerei, um ihre Materialität und Prozesshaftigkeit.

Brandis, 1976 in Heidelberg geboren und an der Kunstakademie in Karlsruhe ausgebildet, muss eine geradezu kindliche Freude am Spiel haben, wenn man sich im Raum so umsieht. Da liegt Farbe auf dem Boden verschüttet, im Fließen erstarrt. „Bodenschüttungen“ heißt so ein Werk dann konsequenterweise, das in seinen quasi-geologischen Strukturen die Anmutung von Satellitenaufnahmen über Island hat.

Zwischen die ehrwürdigen Holzsäulen des Schuhhaussaals hat Brandis, die heute in Hamburg lebt und arbeitet, frech eine eigene bunte Säule namens „Malefiz“ aus geschichteter Wellpappe gestellt, um auf die „Säulenübermacht“ zu reagieren. Oder, um es freundlicher zu formulieren, eine „Hommage“ an den Saal und eine Verbindung zwischen ihren Bildern und dem Raum zu schaffen. In kleinformatigen „Wachskratzereien“ schließlich tut sie nichts anderes als das, was Kinder machen, wenn sie aus übereinandergelegten Farbschichten ein Bild herauskratzen.

Schnitzen, kerben, kleben, schichten, drucken, Brandis‘ Malerei ist körperliche Arbeit. Die handwerkliche Erfahrung ist überall sichtbar, und anders würde wohl kaum etwas herauskommen bei diesem Spiel von Kontrolle und Zufall. „Es gibt immer eine Spielregel, die ich befolge“, sagt Birgit Brandis. Am Bilderpaar „Mit“ und „Tit“ – wie Stalagmit und Stalaktit – ist dieses Prinzip einfach und unmittelbar erkennbar: Beide Male hat Brandis einen Farbverlauf in Bewegung versetzt, einmal fließt er hinunter, daneben steigt er hinauf, in Kurven einer geordneten Linienstruktur entgegen. Der Zufall malt mit, und wird zugleich gekontert, indem zum Beispiel gedruckte Elemente eingefügt werden. Der Druck kann auch zur Spielregel für ein ganzes großes Gemälde werden. Dann spiegelt sich ein komplexes schwarzbraunes Liniengeflecht im Hochdruck auf der Bildunterseite.

Wie ein Rätsel sieht das aus – ein Rätsel, das sich im Bild selbst schon einlöst.

Es war das Blau > Kunstverein Ulm 21.11.15 – 17.01.16

Allgemein 8. Februar 2016

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Birgit Brandis’ künstlerische Arbeit kündet von einer selbstverständlichen Multimedialität. Groß ist ihre Bandbreite an Techniken und Gattungen, rätselhaft anspielungsreich ihr Bildrepertoire und farbgewaltig überbordend sind ihre Bildwelten“ (D. Dobke).
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